Freie Presse Sachsen vom 11.04.2012
BAD ELSTER – Wenn Gunter Reichelt aus Klingenthal am Sonntag meinte
„Das war Sahne!“, dann traf er damit den Nagel auf den Kopf und drückte
gleichzeitig aus, was auch die anderen Besucher im König-Albert-Theater
empfanden. Obgleich die Ikone Udo Jürgens nicht selbst auf der Bühne stand –
was das Orchester SahneMixx aus Koblenz nebst Sänger Hubby Scherhag weit
mehr als zwei Stunden lang boten, war für Freunde des gehobenen Schlagers
und gediegenen Gesangs ein Erlebnis.
Es bedeutet für Cover-Formationen immer ein Risiko, den gewagten Spagat
zwischen möglichster Nähe zum Original zu schaffen, ohne an Eigenständigkeit
zu verlieren. Vor allem Sänger Hubby Scherhag ist dies gelungen.
Wenn er schon zu Beginn des Konzertes „Vielen Dank für die Blumen“ sang,
war das zwar ein wenig keck, aber auch verdient, wie sich am Ende zeigte.
Fast alle Hits erklangen, die Udo Jürgens in den mehr als 50 Jahren seiner
Bühnenkarriere schrieb und sang. „Mit 66 Jahren fängt das Leben erst an“
war wie eine Ermutigung ans Publikum, das sich textsicher zeigte und nicht
nur bei diesem Lied mitsang. Es prickelte im Saal vor Spannung und Rührung,
wenn Hubby Scherhag am weißen Flügel saß und mit einer Udo Jürgens
erstaunlich ähnlichen Stimme „Merci Cherie“ ins Mikro hauchte oder „Immer
wieder geht die Sonne auf“ anstimmte. Und die Stimmung schwappte fast
über bei den Evergreens „Ich war noch niemals in ...“ und „Griechischer Wein“.
Obwohl das original Notenmaterial von Udo Jürgens geschützt ist, hat Arrangeur
Achim Brochhausen für das Orchester einen publikumswirksamen Kompromiss
gefunden. Zumal mit Andrea Neideck und Jutta Cappallo zwei Sängerinnen auf
der Bühne standen und dem Frontmann den Rücken stärkten, die bei ihren
Solo-Auftritten bewiesen, dass sie über eigenes Format verfügen.
(von Eckhard Sommer)