Augsburger Allgemeine vom 04.12.2017
„Wenn man die Augen zumacht, dann könnte man fast glauben, dass Udonoch auf der Bühne steht“, schwärmte ein glücklicher Fan des verstorbenen Sängers und der Doubles beim Weg in die Pause ins Foyer der Gersthofer Stadthalle. SahneMixx, die Udo-Jürgens-Coverband, die vom großen Meister persönlich zu Lebzeiten gelobt wurde, begeisterte in Gersthofen mit ihrem Programm „Merci,Udo Jürgens“ ein Publikum, das zum großen Teil aus Frauen bestand.
Seit 2003 tourt SahneMixx die Republik und räumte 2005 und 2010 den deutschen Rock und Pop Preis für ihre originalgetreue und absolut professionelle Darstellung ab. In Gersthofenwurde bei Hits aus dem Repertoire eines der letzten wirklichen Superstars geklatscht und gesungen, bei den melancholischen Liedern still gelauscht. Schier bis auf’s berühmte i-Tüpfelchen hat Hubert „Hubby“ Scherhag den Timbre des großen Vorbilds in der Stimme und die Band bildet ein Showorchester vom Feinsten. Wie das bei Udo Jürgens eben auch so war. Große Gesten hin zum Orchester, die Tanzschritte bei Hits wie „Griechischer Wein“ oder „Tante Emma“, alles war wie bei den imposanten Konzerten, die der vor drei Jahren plötzlich verstorbene Star über Jahrzehnte weltweit gab. Bei einer solchen Hommage darf natürlich der strahlend weiße Flügel nicht fehlen, die Teetasse und das weiße Schweißtuch obendrauf. Das rote Innenfutter des Jackets mit passendem Einstecktuch ist neckisch, ob das Mimikry bis zum weißen Bademantel-Finale getrieben werden muss, kann man bezweifeln, muss man aber nicht.
Schön ist was gefällt und gefallen haben die unvergesslichen Melodien wie Merci Chérie, mit dem Udo Jürgens 1966 den Europäischen Song-Contest für sein Heimatland Österreich gewonnen hat. Aber auch für Melancholisches wie die Geschichte des kleinen Jungen, der mit seinem Vater viel lieber einen Drachen bauen möchte, als ein großes Erbe anzutreten, bedankte sich das Gersthofer Publikum mit frenetischem Applaus.
Dass die Lieder schon ein paar Jahrzehnte alte sind, erkannte man nicht an den wirklich zeitlosen Melodien, sondern an Kleinigkeiten wie der Gabi, die allein im Park bleibt. Heute wäre es eine Lena oder eine Chelsea, die da in der Grünanlage auf den verheirateten Lover wartet. An der Geschichte und am Liebesleid ändert sich aber dadurch nichts.
Deshalb klang SahneMixx in der Stadthalle auch nicht verstaubt, höchstens ein klein wenig retro. Aber das ist ja voll im Trend. Also in reinster Udo-Manier ein französisches „Chapeau“ für eine Band, die ohne Ehrfurcht aber mit viel Hingabe und Liebe das unvergessene Original immer wieder ein Stück weit zum Leben erweckt. (Sonja Diller)