"Aber bitte mit Sahne“, „Griechischer Wein“ – Die Zweibrücker Festhalle war am Dienstagabend vom Geist Udo Jürgens’ erfüllt: Das Sahnemixx-Orchester aus Koblenz verbreitete eine großartige Atmosphäre und ließ die Lieder des Österreichers Revue passieren. Besonders unterhaltsam war Sänger Hubby Scherhag. Er groovte und legte mal eben einen flotten Sirtaki hin. Am Ende saß er im Bademantel am Flügel – wie früher der Meister.
Ist Udo Jürgens noch lebendig? Das kann man kurz nach 20 Uhr fragen, als Hubby Scherhag auf die Bühne tritt. Sowohl sein Aussehen als auch seine Stimme ähneln Jürgens, der 1966 mit seiner Teilnahme beim Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute: Eurovision Song Contest) bekannt wurde.
„Besonders begrüßen möchte ich in Udo-Jürgens-Manier diejenigen, die heute gar nicht da sein wollten“, sagt Scherhag lachend, nachdem er an einer Tasse Tee genippt hat, die er auf den weißen Flügel stellt. „Herzlich Willkommen an die Mitgeschleppten! Wir legen jetzt los mit Musik!“
Nicht nur die Lacher hat das Double auf seiner Seite – die Stimmung nach dem ersten Lied ist bombastisch. Mit „Jetzt oder nie“ aus dem 2005 veröffentlichten gleichnamigen Album reißt das Orchester die voll besetzte Festhalle mit und erzählt eine rührende Geschichte vom Leben, und wie schnell es vorbei sein kann. Scherhags Stimme ist voluminös und ausdrucksstark. So stimmgewaltig er das Lied singt, so leise schimmert die Botschaft zwischen den Zeilen durch: Jürgens war t mitten in einer Konzerttournee, als er am 21. Dezember 2014 an Herzstillstand starb. Mit seiner gelungenen Interpretation kommt das Orchester dem Vorbild sehr nahe – und bringt zum Nachdenken.
Eingeladen wurde das Orchester von der Sparkasse, denn am Dienstag war Weltspartag. An Gefühl und guter Laune wird an diesem Abend aber nicht gespart. Nach dem emotionalen Lied lässt Scherhag einen der größten Hits des Österreichers aufleben. „Das Lied zeigt die Sehnsucht der ersten Gastarbeiter, die in Deutschland waren“, erzählt Scherhag vor den Songs auch immer ein bisschen über die Hintergründe. „Griechischer Wein“ singt der Koblenzer mit einer Genialität, die Jürgens sicher stolz gemacht hätte. Dabei legt sein Double zwischen der zweiten und dritten Strophe einen flotten Sirtaki hin.
Auch die Inszenierung des Orchesters ist meisterhaft: Wolfram Schmitz am Keyboard, Daniel Seemann (Posaune), Uwe Schmidt (Trompete), Timo Schulz an der Gitarre, Micky Koll am Bass, Heiko Busch am Schlagzeug und Thilo Willach (Saxofon und Flöte) bieten einen tollen Hintergrund zum Gesang. Unterstützt wird das Jürgens-Double von den Background-Sängerinnen Jutta Cappallo und Andrea Neideck. „Merci, Chérie“ singt Cappallo im Duett mit Scherhag und zaubert eine rührende Stimmung in die Festhalle. „Meine Herren, nehmen Sie die Damen in den Arm, es wird romantisch“, sagt der Sänger.
In der zweiten Hälfte gab es fast alle Hits Jürgens“. Wer sich jetzt fragt, ob das Orchester ein paar Lieder vergessen hat, für den spielt es gleich vier Zugaben. Darunter „Mit 66 Jahren“ und „Danke für die Blumen“. Den weißen Bademantel zieht sich Scherhag dafür auch über und kommt so seinem Vorbild sehr nah.
„Lasst uns auch Udo Jürgens selbst danken“, beschließt Scherhag den Abend. „Schicken wir einen lieben Gruß in den Himmel.“ Umso schöner, dass das Sahnemixx-Orchester die Lieder des tollen Komponisten und Sängers aufleben ließ. In einem fast dreistündigen Konzert beschwört das von Achim Brochhausen geleitete Orchester meisterhafte Musik, große Gefühle und gute Laune herauf. Am Ende lassen Scherhag und Co. einen vor Begeisterung sprachlos zurück.